Freitag, 1. November 2013

Endlich Berge!

Wir wollen endlich die Berge sehen. Nach einigen Tagen hier in Pokhara spricht Albert nur noch von den Phantombergen. Heute fliegen wir nun nach Jomsom! Um fünf Uhr müssen wir aufstehen, packen, schnelles Frühstück auf dem Zimmer. Ein paar der kleinen, leckeren Bananen, die man an jeder Straßenecke kaufen kann, dazu ein trockenes Hefehörnchen, das man hier Croissant nennt. Der Nachtportier organisiert uns ein Taxi, bei Dunkelheit kommen wir an dem kleinen Flughafen von Pokhara an.
 


In der kleinen Abfertigungshalle warten wir darauf, dass einer der kleinen Schalter öffnet. Leute kommen, Leute gehen, schleppen große Mengen an unförmigen Gepäckstücken heran. Das alles soll in eines dieser kleinen Flugzeuge? Eine junge Frau setzt sich hinter einen der Schalter, es geht los. Das übliche Gedränge, alle haben es wichtig. So einfach geht das aber nicht: Auf einmal müssen wir alle noch eine Flughafensteuer bezahlen, also ab zu einem anderen Schalter. Dann wieder zurück, Gepäck wiegen lassen, security-check, auf einmal geht alles ganz schnell. Draußen brummt es laut, ein kleines Flugzeug landet. Wir gehen aufs Rollfeld, Gepäck wird ausgeladen, unseres eingeladen und das Flugzeug wird betankt. Dann dürfen wir ins Flugzeug steigen, ganz schön eng hier drinnen. 15 Passagiere und eine Stewardess quetschen sich auf die Plätze. Und los! Bald sehen wir die schneebeckten Berggipfel, die wir von Pokhara aus nie gesehen haben, Alberts Phantomberge. Unglaubliche Ausblicke aus der kleinen Fensterluke!




Ein paar Wackler, nach ca. 20 Minuten sind wir auf 2770m Höhe gelandet. So hoch wie das Stilfser-Joch in den Alpen. Schade, wir haben uns gerade an das Fliegen gewöhnt. Die Sonne knallt, die Schneegipfel ragen steil und spitz in den blauen Himmel! Dhaulagiri und Nilgiri Himal können wir sehen, denn entgegen aller Vorhersagen empfängt uns Jomsom mit dem besten Wetter. Bei der Gepäckausgabe entdecke ich, dass Albert doch wirklich eine elektrische Handhobelmaschine mitgenommen hat. Ob er hier oben eine Schreinerei eröffnen will?




Vor dem Flughafengebäude steht eine Gruppe von Männern, die uns ihre Dienste als Träger anbieten. Wir einigen uns mit einem jungen Mann, der unsere Rucksäcke nach Kagbeni tragen wird. Bevor wir uns auf den Weg machen, genehmigen wir uns noch ein zweites Frühstück und eine kleine Wegzehrung im Hotel Xanadu. Hier soll schon im Oktober 1967 Jimi Hendrix als Gast gewesen sein. Kaffee und Apfelkuchen jedenfalls sind lecker, auch ohne große Namen. Und die neue Pudelmütze wärmt! In der nichtgeheizten Gaststube sind vielleicht 4 oder 5 Grad... plus immerhin.





Wir laufen durch Jomsom, ein nettes großes Dorf an dem einzigen Flughafen hier oben im Kali Gandakital. Dann beginnt der Weg durch das weite Tal, staubig und voller Steine. Kaum zu glauben, dass man hier mit dem Auto oder Motorrad fahren kann. Uns kommen immer wieder Träger entgegen, welche die Unmengen an Gepäck der Trekker tragen. Unglaubliche Lasten werden da geschleppt. Unser Weg geht eben, manchmal leicht bergan. Allmählich bläst uns der gefürchtete Wind immer stärker in den Rücken. Dieser starke Wind, der hier täglich zwischen 10:00 Uhr und 11:00 Uhr einsetzt und dann immer stärker wird. Er bläst talauf, gut für uns; aber schlecht für alle, die uns entgegenkommen.






Der Wind trägt unglaubliche Mengen an Staub mit sich. Es wird noch schlimmer, wenn uns Fahrzeuge überholen! Unser Träger ist sehr um uns besorgt; immer wieder hält er an, fordert uns auf, Wasser zu trinken. Bei schwierigen Passagen hilft er Albert. Wirklich sehr umsichtig und fürsorglich. Nach 3 1/2 Stunden erreichen wir unser Tagesziel Kagbeni, die New Asia Lodge. Wir beziehen ein nettes Zimmer, dann ab ins sogenannte Solarium. Darunter versteht man hier Zimmer im Obergeschoss, die großflächig verglast sind und somit sehr sonnig und warm sind. Geheizt wird hier oben nämlich nicht! Und es ist ganz schön frisch hier, verstärkt durch den tobenden Wind! Bei einem kleinen lunch kommen wir mit unserem Träger ins Gespräch. Mit vollem Namen heißt er Hira Poun Magar. Er ist 33 Jahre alt, nicht verheiratet. 


Er kommt aus dem kleinen Bergdorf Mudi, weiter unten im Tal. Nach eigener Aussage hat er die Schule nicht lange besucht, schon in jungen Jahren arbeitet er auf dem kleinen Bauernhof seiner Eltern mit, zusammen mit seinem Bruder und seiner Schwester. So vor 10 oder 12 Jahren legt er eine Prüfung ab, so dass er nun als Träger arbeiten kann. Dazu muss er auch einen englischen Sprachnachweis abliefern. Die Saison dauert ungefähr sieben Monate, in dieser Zeit bietet er seine Dienste vor dem Flughafen in Jomsom an. Die Treks, zu denen er dann verpflichtet wird, sind unterschiedlich lang. Ein Tag wie bei uns, dann auch längere, mehrwöchige Touren. Manchmal wird er auch von Reiseveranstaltern verpflichtet. Aber es gibt auch Tage ohne Arbeit. Außerhalb der Saison arbeitet er dann entweder bei seinen Eltern oder macht andere Aushilfstätigkeiten. Witzig ist seine Aussage, dass die koreanischen und russischen Touristen das schwerste Gepäck haben. Da sind unsere kleinen Rucksäcke wohl nicht zu viel, obwohl Albert und ich uns schon Gedanken darüber machen, dass wir beide unser Gepäck von einem anderen tragen lassen. Auf jeden Fall bleibt Hira uns beiden als sehr aufmerksamer, fürsorglicher und einfühlsamer Mann in Erinnerung.




Kagbeni liegt auf 2800m, ist ein verschlafenes, kleines Bauerndorf, mit engen Gassen. Hier gibt es viel zu entdecken, wie in einem Freilichtmuseum. Am anderen Ortsende von Kagbeni ist auch der Kontrollpunkt für den Übergang nach Upper Mustang. Unser permit ist nur für das Annapurnagebiet gültig, so dass wir die Kontrolle nicht passieren dürfen.
















Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen