Samstag, 19. Oktober 2013

Ram Hari Pulami Magar


Während unseres Aufenthaltes hier in Nepal waren Anne, Albert und ich eingeladen, für ca 2 Wochen in Olga Murrays Haus zu wohnen. Olga Murray hat vor fast 25 Jahren die Nepalyouthfoundation gegründet, eine Organisation zur Unterstützung, Hilfe und Beratung von Kindern und Jugendlichen. Wir hatten die Gelegenheit, verschiedene Programme von NYF kennen zu lernen. Nach allem, was wir gesehen und erfahren haben, sind wir vom Konzept und der Arbeit dieser Organisation überzeugt. Wer mehr über die Organisation erfahren möchte, kann sich unter dem angegebenen link umfassend informieren. Die 14 Tage, die wir in diesem schönen Anwesen zu Gast sein konnten, wurden wir von Ram Hari Pulami Magar freundlich und zuvorkommend betreut. Bei einer unserer abendlichen Runden nach dem leckeren Essen, das Ram für uns zubereitet hatte, entstand die Idee, ihn hier vorzustellen. Wir fragten Ram, ob er dazu bereit sei und er gab bereitwillig seine Zustimmung. Inzwischen hatten Albert und ich die Gelegenheit, ein längeres Gespräch mit Ram zu führen. 


Geboren wurde Ram Hari Pulami Magar am 28.12.2024 BS (1967) im Dorf Sisneri Tekar, Distrikt Makuwan Pur. Dieses Dorf liegt ca 40 km südlich von Kathmandu in den Bergen. Rams Eltern leben und arbeiten als Bauern, sie bauen Mais, Reis und Sojabohnen an. Dazu halten sie einige Kühe, Ziegen und Hühner. Ram hat drei Geschwister, einen älteren sowie einen jüngeren Bruder und eine jüngere Schwester. Alle sind verheiratet, haben Kinder, leben in ihrem Heimatdorf und verdienen ihren Lebensunterhalt mit der Landwirtschaft. Auch die Eltern leben noch, wahrscheinlich bei einem der  Kinder. Ram arbeitete als Kind auf dem Bauernhof seiner Eltern mit.  Erst ab dem Alter von 10 Jahren konnte er in der Dorfschule am Unterricht teilnehmen. Insgesamt 6 Jahre lang war er dort Schüler, der Unterricht findet in Nepali statt. Eine Möglichkeit, hier Englisch zu lernen, besteht nicht. Im Alter von zwanzig Jahren heiratet Ram, mit 24 geht er in die große Stadt, nach Kathmandu, um hier Geld für die Familie zu verdienen. In seiner ersten Anstellung arbeitet er als Wächter und Gärtner. Dann bekommt er über Ratna, der immer noch als Gärtner bei Olga Murray arbeitet, eine Anstellung auf dem gleichen Anwesen. Auch als Gärtner und Wächter. Seine Frau und die inzwischen geborenen Kinder bleiben im Heimatdof Sisneri. So lebt Ram, bis heute, von seiner Frau getrennt. Diese arbeitet weiterhin in der Landwirtschaft. Alle ein bis zwei Monate besucht er sie und bleibt für fünf bis sechs Tage zu Besuch. Der Weg hin- oder zurück ist recht mühsam. Nach Rams Angaben dauert die Fahrt mit dem Bus einige Stunden, dann noch eine halbe Stunde zu Fuß. Rams Arbeitgeber sind zuerst eine schweizerische Familie, das Ehepaar arbeitet fünf Jahre lang in der nahen Schweizer Botschaft. Nach dieser Zeit kommt ein anderes Ehepaar aus Schweiz, das ebenfalls in der Botschaft arbeitet. Ram bleibt auch nach diesem Wechsel der Bewohner hier und arbeitet weiterhin als Gärtner und Wächter, kümmert sich auch um mehrere Wachhunde.
 

Die neuen Bewohner sind Mitarbeiter bei UNICEF und bleiben für drei Jahre. Danach zieht Olga Murray als Mieterin in dieses Anwesen ein. Und mit dem Einzug von Frau Murray ändert sich auch die Tätigkeit für Ram. Kumar Giri, der zuerst als Koch für Frau Murray arbeitet, bringt Ram, auf dessen Wunsch und Initiative hin, die ersten Grundkenntnisse des Kochens bei. Dieses Anlernen dauert ungefähr einen Monat. Nach Rams Aussage war es für ihn besonders schwierig, beim Würzen und auch bei der Zubereitung der Speisen den westlichen Geschmack zu treffen. Die ersten Gerichte, die er zubereitete, waren Pilzkuchen, Linsen- und Kürbissuppen und Pizza. Dann folgten u.a. Salate aus dem eigenen Garten, Thunfischsandwich, gebratenes Hühnchen. Wir können nur bestätigen, dass Ram es inzwischen meisterlich versteht, all diese Gerichte zuzubereiten! 






Nachdem der Monat vorbei ist, das ist jetzt 7 oder 8 Jahre her, geht Kumar nach Dubai und arbeitet dort seitdem als Koch. Ram übernimmt nun neben dem Kochen auch andere Tätigkeiten im Haushalt. Er kümmert sich um alles, wird und ist die gute Seele dieses Hauses. Unterstützt wird er von Maili, die 3 Tage in der Woche für einige Stunden mitarbeitet. Die schönen und zahlreichen Blumen und Pflanzen im großen Garten umsorgt und pflegt Nima Lama. Ram und seine Frau haben 3 Kinder. Die Söhne Mahendra und Osok, 21 und 17 Jahre alt, sind beide noch in der Ausbildung. Die 23jährige Tochter Hira ist verheiratet und arbeitet als Kindergärtnerin hier in Lalitpur. Die Kinder besuchen regelmäßig ihren Vater. Am Ende unseres Gesprächs stellen wir noch zwei Fragen. Auf die Frage, in welches Land er denn gerne reisen würde, antwortet Ram, dass er gerne einmal die USA sehen möchte. Und auf die Frage, welchen Wunsch er für die Zukunft seines Landes Nepal habe, kommt die Antwort: Ich wünsche mir einen guten Verlauf der Wahl am 19.11.2013,  dass wir endlich eine Verfassung bekommen, eine richtige Republik werden und bleiben. Zudem eine stabile Strom- und Wasserversorgung.  


Wir drei möchten uns auf diesem Wege ganz herzlich bei Ram bedanken. Durch seine Sorge um unser Wohlbefinden hat er in der wichtigen Phase des Einlebens in eine andere Welt uns einen Zufluchtsort geschaffen. Hier konnten wir all die Eindrücke und Erfahrungen verarbeiten und besprechen. Zudem konnten wir unsere workshops in Ruhe vorbereiten und weitere Pläne schmieden. 

Namaste ani dhanyabaad, Ram! 

Hier mehr Infos über die nepalyouthfoundation

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